Überblick

Oberachern wurde wie Achern um das Jahr 1090 als „Acchara“ erstmals im Schenkungsbuch des Klosters Hirsau urkundlich erwähnt.

Im Detail

Dabei handelte es sich um eine Schenkung von Berthold von Staufenberg an das Kloster Hirsau. Bei diesem „Acchara“ handelte es sich nicht um eine geschlossene Siedlung, sondern eine unbestimmte Anzahl von Streuansiedlungen entlang der Acher. Es ist aber anzunehmen, daß es schon in vorchristlicher Zeit keltische Siedlungen gegeben hatte. Und aus römischer Zeit sind Mauerreste in Oberachern nachgewiesen.

„Acchara“ kann erstmals 1115 in Zusammenhang mit den Herren „von Achern“ exakt datiert werden, als ein Gottschalk von Achern auftaucht. Dieses Geschlecht hatte seinen Sitz im Oberacherner Wasserschloß (zum damaligen Zeitpunkt gab es noch keine Unterscheidung zwischen Oberachern und [Nieder-]Achern). Mit Andreas von Achern – kaiserlicher Vogt des Gerichtes Achern – scheint das Geschlecht im Mannesstamme ausgestorben zu sein. 

Ab dem 14. Jahrhundert entwickelten sich dann aus „Acchara“ zwei selbständige Gemeinden: Oberachern und Nieder- oder Unterachern: 1339 wurde dann erstmals von „Acheren superiore“ oder acht Jahre später von „Obernacher“ gesprochen. 

Der Orte gehörte zur Gaugrafschaft Ortenau innerhalb des alemannischen Stammesherzogtums. Nach dem Aussterben der Zähringer im Jahr 1218 ging die spätere Reichslandvogtei Ortenau an die Staufer über und blieb auch Besitz der jeweiligen Kaiser. Diese verpfändeten sich im Mittelalter mehrmals, so u. a. auch an die Markgrafen von Baden oder zusetzt gemeinsam an den Kurpfalz und Fürstenberg. 1551/57 löste das Kaiserhaus das Pfand ein und die Ortenau wurde Bestanteil von Vorderösterreich. Außer dem Zeitraum von 1701 – 1771, als die Landvogtei an die Markgrafen von Baden-Baden als Lehen gegeben war, bliebt der Ort bis in die Napoleonische Zeit vorderösterreichisch. 

Im 2. Koalitionskrieg (1799 – 1802) – insbesondere 1799 – verteidigte der Achertäler Landsturm, dem auch Oberacherner Bürger angehörten, das Achertal gegen die Truppen der französischen Revolutionsarmee. Und auch während der Badischen Revolution zählte Oberachern zu den „unruhigen Orten“.

Mit dem Frieden von Preßburg 1805 wurde die Gemeinde badisch (Kurfürstentum, ab 1806 Großherzogtum Baden) und zählte ab 1807 zum Obervogteiamt bzw. Bezirksamt Achern. 1924 wurde letzteres aufgelöst und dem Bezirksamt bzw. Landkreis Bühl (seit 1939) zugeordnet. In der Nachkriegszeit war sie Bestandteil des Landes (Süd)Baden und von 1952 – 1973 des Regierungsbezirks Südbaden.

Auch dieser hatte nur bis 1973 Bestand, denn mit der Kreisreform wurde Oberachern Bestandteil des neugebildeten Ortenaukreises mit Sitz Offenburg. Ebenfalls in den 1970-Jahren erfolgte dann die Eingemeindung in die spätere Große Kreisstadt Achern (1. Januar 1971), obwohl sich die Bevölkerung in einer Anhörung dagegen ausgesprochen hatte.

Was die Landwirtschaft anbelangt, war die Gemeinde Jahrhunderte lang vom Hanfbau geprägt, der auch einen gewissen Wohlstand mit sich brachte. Mit dem Niedergang desselben entwickelte sich eine Landwirtschaft, die zwar wieder von Sonderkulturen geprägt war. Nun waren es aber der Obst- und Weinbau. Neben Qualitätsobst und einem hervorragenden Wein sind es insbesondere Zwetschgen und Süßkirschen, die zu qualitativ hochwertigen Edelbränden gebrannt werden (u. a. „Schwarzwälder Kirschwasser“).

Seit 1898 ist Oberachern auch an das Eisenbahnnetz angebunden, als die Achertalbahn eröffnet wurde. Haltestellen sind der Bahnhof und die ehemalige Bindfadenfabrik, deren Direktor Wilhelm Nauwerck Mitinitiator der Achertalbahn war. Bis 2012 waren auch beide Haltestellen Zusteigemöglichkeiten für den historischen Dampfzug, der über viele Jahre eine touristische Attraktion im Achertal war.

Die örtliche Geschichte, das Handwerk und die traditionsreiche Landwirtschaft spiegelt der „Badische Maibaum“ wider, der jährlich vom Heimat- und Verschönerungsverein auf dem Kirchplatz aufgestellt. In den badischen Farben gelb-rot gehalten zeigt er neben dem badischen und dem örtlichen Wappen verschiedene Handwerkerwappen und einen Strohkranz, der für die Landwirtschaft wie auch für die frühere Bedeutung des Bienenbuckels als Alarmierungsposten steht.

Religion

Kirchengeschichtlich kann Oberachern - angesichts der Größe der Gemeinde – auf etwas ganz außergewöhnliches zurückblicken: der Ort hatte im Mittelalter zwei Pfarrgemeinden mit zwei Kirchen: "St. Stefan" und "St. Johannes", die beide in verschiedenen Epochen von der ältesten Kirche des Acher- und Sasbachtales, "St. Brigitta" in Sasbach, abgetrennt wurden.

Die Stefanskirche ist die Mutterkirche des Achertals, wurde erstmals 1360 urkundlich erwähnt und war ursprünglich eine Eigenkirche der Eigentümer des Oberacherner Wasserschlosses und wurde möglicherweise zwischen 1139 und 1179 zur Pfarrkirche. Die Johanneskirche wurde wahrscheinlich nach der Stefanskirche zur Pfarrkirche, die Erstnennung erfolgte aber bereits 1306. Weil die Gemeinde während der Reformation zur vorderösterreichischen Landvogtei Ortenau gehörte, blieb sie bis auf wenige Jahre, als die Landvogtei an den damals evangelischen Grafen Wilhelm von Fürstenberg zu Hälfte verpfändet war, katholisch. Im Zuge dieser kirchenpolitischen Umwälzungen wurden die Pfarrechte von "St. Johannes" auf die Liebfrauenkapelle (Nieder-)Achern übertragen (1535) und die Oberacherner Pfarrangehörigen vereinigt. 1903 bis 1905 erfolgte der Neubau der Stefanskirche. Die Johanneskirche wurde 1824 abgerissen, ohne eine Abbildung der Nachwelt zu hinterlassen.

Oberachern gehörte zunächst zum Bistum Straßburg. Als im Zuge der napoleonischen „Flurbereinigung“ das Großherzogtum Baden gebildet wurde und das Bistum Straßburg auch seine Zuständigkeit auf rechtsrheinischem gebiet verlor, wurde Oberachern Bestandteil des Bistums Konstanz. Diese Zugehörigkeit dauerte allerdings nur bis 1821/27, als das Konstanzer Bistum zugunsten eines neuen Erzbistums in Freiburg (Baden und Hohenzollern) aufgelöst wurde.

Über Jahrhunderte zum Dekanat Ottersweier gehörend, zählt die Pfarrgemeinde heute zum Dekanat Acher-Renchtal mit Sitz in Achern. Aufgrund der neuen Seelsorgestruktur in der Erzdiözese Freiburg ist die Pfarrei seit 2002 eine von vier Pfarreien der Seelsorgeeinheit Achern-Stadt und gehört seit 2014 - nach dem Zusammenschluss mit der Seelsorgeeinheit Achern-Land - als eine von acht Pfarreien zur Seelsorgeeinheit Achern. Derzeitige Pfarrer sind Joachim Giesler und Matthias Fallert.

Mit der Gründung der "großherzoglich-badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau" in Achern und der Ansiedlung von größeren Gewerbetrieben im 19. Jahrhundert kamen auch evangelische Christen nach Oberachern. Diese gehören seit ihrer Gründung 1905 zur evangelischen Pfarrei Achern. Waren es damals knapp 6 % evangelische Christen, sind es - aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg und der Ausweisung einer großen Anzahl von Neubaugebieten in den Jahrzehnten danach - zur Zeit ca. 17 %, römisch-katholisch 64 %, andere und ohne Religionszugehörigkeit 19 %.